Sonntag, 6. Juli 2014

2. Lauf RL-Cup 2014 - Only the brave

Hell….was blendet mich da so?… die Sonne stahlt genau horizontal durchs Fahrerlager und in meinen Bus,  die anwesenden Fahrzeuge und Wohnmobile werfen lange Schatten…ein Herrlicher Sonnenaufgang….dunkel

Miep  Miep Miep… grau.
Der Wecker reißt mich unsanft aus dem Schlaf. Wie ich ihn dafür Hasse...
Hier bin ich und wo ich bin verrät mir der Himmel, grau in grau, Nürburgring, Fahrerlager, 2. Lauf zum RL-Cup 2014. 
Sonntag morgen, viel zu früh.

Wäre ich doch nur Wach geblieben, vielleicht wäre dann auch noch die Sonne da. Hilft nix, wir sind hier eben nicht bei wünsch dir was sondern bei, so isses.
Na immerhin, es ist Trocken und die Wetterapp verrät mir das es auch erst einmal so bleiben soll.

Mit einem Kaffee bewaffnet laufe ich Richtung Box um die andere Teammitglieder des XerXes Racing Team zu begrüßen. 
Rüdiger ist schon wach, Markus auch und Marc schläft noch. 
Wie immer sind alle Vorbereitungen bereits abgeschlossen, die technische Abnahme an Vortag erledigt und Rüdigers 1199 Panigale auf wundersame weise wieder nicht zu laut. Hätte ich gewusst, das es ihr letzter Auftritt sein wird, ich hätte sie liebevoller begrüßt und ihrem Sound beim warmlaufen andächtiger gelauscht. 


Das 08:00 Training absolvierten wir gut und erkämpften einen ebenso guten und soliden mittleren Startplatz. Ein Langstreckenrennen gewinnt man eben nicht in der ersten Stunde und unser Ziel für das heutige 6h Rennen war klar. Angriff auf die Top 10. Nichts anderes! 
Nun kam auch die Sonne langsam raus. Das wird ein guter Tag! 


Markus fuhr wieder den Start und legte eine tadellos solide Vorstellung hin, ebenso Marc, der den zweite Turn fuhr und den wir mangels Tanklampe und wenig Erfahrung mit seiner Honda SC59 im Langstreckeneinsatz deutlich zu früh zur Box gebeten hatten. Rüdiger fuhr gewohnt stabil und schnell seinen ersten Turn zu Ende.
Das Rennen lief bis dahin gut und ohne besondere Vorkommnisse. 
Als Marc zu seinem zweiten Turn raus rollte und knapp über 3 Stunden Renndistanz hinter uns lagen wurden unsere Blicke in den Himmel langsam aufmerksamer. Die Wetter App erzählte zwar noch immer das es trocken bleibt und im Fahrerlager strahlte uns auch die Sonne an aber den Nürburgring interessiert keine App und erst reicht kein Sonnenschein.  Also beschlossen wir Rüdigers Motorrad auf Regenreifen umzubauen. Zwar sorgte diese Entscheidung selbst im Team für eine gespaltete Meinung aber am Ende waren wir uns einig, kleine Fingerübung für die Mechaniker zum wach bleiben.

Beim schrauben im Sonnenlicht fragten uns andere vorbei laufende Fahrer ob wir irgendetwas wüssten was sonst niemand weiß. "Nur so ein Gefühl…"

Keine 20 min später… Platsch… über die Haupttribüne zogen Wolken und auf einmal war alles Nass. Ein heilloses durcheinander in der Box, einige Fahrer kamen wild winkend rein während ihre Kollege n noch bei einem Snack vor dem Bike saßen und den Regen noch gar nicht mitbekommen hatten, andere fingen wie wild an Räder zu wechseln. 
Wir grinsten, während wir auf Marc warteten der seine Honda sicher zur Box brachte. 
Nun schlug unsere Stunde!



Rüdiger ging auf Regenreifen raus und war damit einer der wenigen Fahrer die zu diesem Zeitpunkt überhaupt fuhren. Andere Fahrer fuhren sogar erneut auf Slicks raus um nicht ganz so viel Zeit durch den Räderwechsel zu verlieren. Chaos! 

Zu diesem Zeitpunkt lagen wir noch auf Platz 14 und fuhren uns nun Runde um Runde weiter nach vorne. 
Sehr sicher mit guten fuhr Rüdiger immer weiter. Platz 10…. Der Regen hatte aufgehört… inzwischen waren auch fast alle Teams (außer die bekennenden Regenschwuchteln… ich kann euch verstehen :-) ) waren wieder auf der Strecke.
Platz 8, die Strecke trocknet schon langsam ab aber war noch Nass.
Es ging weiter nach vorne, Platz 7… Platz 6. Inzwischen trocknete es deutlich ab und die Fahrer auf Regenreifen suchten schon die Nassen Stellen auf der graden um die Reifen nicht zu verbrennen.
Exakt eine Stunde, unsere Stunde, nach dem Wechsel, steuerte Rüdiger wieder die Box an. 
Markus ging, noch etwas vorsichtig, auf Slicks wieder  ins Rennen.
Noch lagen wir auf einem unfassbar gutem 6 Platz aber die schnelleren Teams drückten schon wieder gewaltig aber das Rennen war nicht mehr so lang. Noch gut 1:45h auf der Uhr, jetzt gewinnt man Rennen!


Wir konnten uns gut halten und Markus fuhr was sein Körper und die Kawa zx10r her gaben…
Trotzdem ging der 6. Platz an ein schnelleres Team verloren aber wir kämpften weiter!

55 Min before the fat lady sings… Markus sein Treibstoff ging zur Neige.
Marc, der nun fahren sollte hatte in seiner Honda SC95 zwar einen großen Tank aber sollte es reichen? 
Sicher waren wir uns nicht denn Tanklampe hatte Marc immer noch nicht, wäre auch zu einfach… 

Marc übernahm den Transponder und startete ins Rennen.
Wir waren noch immer Ratlos, eine kurze Hochrechnung aus dem ersten Turn ergab zwar das es Theoretisch reichen müsste aber die Sicherheit gab uns das noch lange nicht. 
Wieder entbrannte eine Diskussion im Team. Die einen meinten, "Only the Brave". Andere für "Ankommen und die Top10 nach Hause fahren!".

Ich gehörte zwar zur "Only the Brave"-Fraktion aber am Ende entschieden wir uns doch für die Vernünftigste Variante,
ein solches Top Ergebnis nicht komplett verlieren zu wollen. 15 min vor Schluss holten wir Marc, der an diesem Tag leider keinen einzige Turn komplett zu Ende fahren konnte, rein und schickten Rüdiger für die letzten Runden ins Rennen.

Geschafft! Das Team Ziel, Top 10 war erreicht.



Der 7. Platz ging zwar noch verloren, trotzdem beenden wir das Rennen als hervorragender 8 und erfreuten uns nicht nur über den Klassischen Finisher-Biergenuss einer Supermarkt Qualitätsbrauerei, sondern auch über 3 Pokale für dieses hervorragende Ergebnis!


Bravo und Danke an das ganze Team sowie alle Helfer und Schrauber. Patrick, Sascha, Michael, Andi und Wolfgang aka Café. :-)



Zugegeben, ein wenig Enttäuscht war ich im ersten Moment schon, nicht mit zwei taktischen sehr gut gelungenen kniffen einen 7. Rang erreicht zu haben aber man soll das Glück auch nicht zu sehr fordern. 
Das Auslitern am Ende von Marcs Turn hatte ergeben das noch genug Sprit für die letzten 15 Min im Tank gewesen wäre. Das nächste mal wissen wir es besser! :-)

Am Ende haben wir doch alles richtig gemacht! Unser Gespür für Regen hat uns den entscheidenden Vorteil gebracht und unsere Fahrer den konstanten Speed. 
Die Ziele werden weiteren steigen uns wir sehen uns schon bald wieder, zum 3. Lauf des RL-Cup 2014.



Epilog:
Auch wenn Rüdigers Ducati 1199 Panigale sehr Potent, super ausgestattet und mit Sicherheit eines der schönsten Bikes im Fahrerlager war, entschied er sich doch den Weg der Performance zu gehen. Kurz nach diesem Erfolgreichen Rennen trennte er sich von seiner Ducati um auf einer BMW S1000rr umzusteigen. 

Wir wünschen dem neuen Besitzer alles Gute, er hat ein wahnsinnig tolles Bike erworben.